Alltagscheck: BMW 135i – Golf R32
BMW 135i und Golf R3: zwei Kraftpakete im Alltagscheck
Sie sind die beiden Rennmaschinen unter Deutschlands Kompakten. Der Golf R32 ist mit stolzen 250 PS (3,2 Liter, Sechszylinder) der stärkste Seriengolf, den es je gab, und der BMW 135i Coupé ist mit 306 PS (3 Liter, Sechszylinder) der einzige Kompaktwagen mit mehr PS als ein Porsche Cayman. Als praktische Alltags-Pkw sind sie von vornherein nicht konzipiert. Umso interessanter ist die Frage: Taugen die Kraftpakete nur für Hockenheimring und Nordschleife oder auch für den ganz normalen Alltag?
Optik
Der BMW 135i
Äußerlich lassen beide Autos keinen Zweifel darüber, dass sie nicht praktisch und alltagstauglich sein wollen, sondern rasante Spaßmobile. Der BMW 135i mit seinen riesigen Lufteinlässen flößt sofort Respekt ein. Dank der kantigen Seitenlinie und der Coupéform sieht er dennoch zugleich elegant aus.
Auch der Golf R32 zeigt dank der Lufteinlässe und des sehr tief gezogenen Grills sofort, dass er mehr als ein GTI oder gar ein Serien-Golf ist. Das Profil allerdings ist vergleichsweise „normal“ – trotz der 18-Zoll-Räder, des Heckspoilers und des um 20 Millimeter tiefer gelegten Fahrwerks sieht der R32 wie ein etwas aufgemotzter herkömmlicher Golf aus.
Fahrverhalten
Unsere Testfahrer Marcus Franz und Mark Czezka aus Dortmund sind sich einig: Mehr Fahrspaß als im BMW 135i kann man nicht haben. Die Lenkung des Hecktrieblers reagiert sofort, und selbst bei sehr niedriger Drehzahl kommt der BMW auch im fünften oder sechsten Gang sofort von der Stelle. Auch wenn sie die 250 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit nie ausfahren können, spüren Marcus und Mark das gewaltige PS-Polster.
Innen bietet der BMW alles, was man für den Alltag braucht: So viel Knöpfe und Armaturen wie nötig, doch so wenig wie möglich. So erhält der 135i auch innen ein sportliches, bei aller Schlichtheit praktisches Aussehen. Das Fahrwerk ist hart, wie es sich für ein Sportcoupé gehört, aber doch so komfortabel, dass man mit dem Einser auch längere Fahrten übersteht, ohne dass die Bandscheiben protestieren.
Der Golf R32
Auch im R32 können sich Marcus und Mark über mangelnden Fahrspaß nicht beklagen. Seine Lenkung ist allerdings wesentlich schwerfälliger als im BMW – dieses Opfer fordert der Allradantrieb. Das Fahrwerk ist extrem hart ausgelegt. Der R32 fährt sich wie ein waschechter Rennbolide, Komfort ist nicht seine Sache. Mit einem solchen Gokart möchten Markus und Marc keine längeren Fahrten machen.
Innenausstattung
Innen bietet auch der Golf viel Platz und rennsportlichen Alulook. Das Interieur ist übersichtlich. Nachteil: Der Allround-Touchscreen-Monitor ist so tief angebracht, dass man bei seiner Bedienung die Straße aus den Augen verliert– ein Sicherheitsmanko.
Das BMW Coupé ist erst ab knapp 38.900 Euro zu haben. Mit ein paar Extras ist man da schnell bei 50.000 Euro – für die Kompaktklasse grenzwertig. Dafür gibt er sich allerdings keine Blöße: Er bietet rasanten Fahrspaß, bei zugleich hohem Fahrkomfort und gutem Raumangebot.
Der Golf R32 ist mit seinen 32.500 Euro für die Basisausführung um ganze 6.500 Euro günstiger als der BMW. Ein starkes Argument für den Wolfsburger, zumal auch bei seinen 250 PS niemand auf ungehemmten Fahrspaß verzichten muss. Das sehr harte Fahrwerk allerdings dämpft mit dem Komfort auf längeren Strecken auch das Fahrvergnügen; das Raumangebot ist auch beim R32 angenehm groß.
Fazit
Fahrspaß auf Kosten der Umwelt
Für den Spaß des Fahrers zahlt die Umwelt. Es ist völlig unverständlich, warum im BMW 135i außer der Direkteinspritzung nicht Technologien vorhanden sind, die den Spritverbrauch deutlich senken. Für den immens hohen Preis des Coupés muss man erwarten dürfen, dass zum Beispiel eine benzinsparende Start-Stop-Automatik eingebaut ist. So aber verbrauchte der 135i Direkteinspritzer im Test selbst bei moderater Fahrweise fast 13 Liter Super Benzin. Gut 3,5 Liter mehr als von BMW angegeben. Der R32 hat zwar knapp 50 PS weniger, verbraucht mit 13 Litern sogar noch mehr als der BMW – fast 2,5 Liter mehr als versprochen. Unter diesem Aspekt sind beide Autos durch unseren Alltagscheck glatt durchgefallen.
Quelle: WDR
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Sendung vom 06. Mai 2008